Dekonstruktion und Buddhismus

Anatta“ ist ein zentrales Konzept, über welches der Buddhismus aus den vedischen Lehren des alten Indiens erwuchs und sich von diesen entsprechend abgrenzt. Häufig wird es auf die Aussage reduziert, dass das Ich eine Illusion und zugleich Quell alles Leids beziehungsweise Anhaftens sei. Kombiniert mit Jacques Derridas Philosophie der Dekonstruktion ist hier jedoch ein deutlich erweiterter Blick möglich, der auch unser Verständnis von Logik und Wahrheit berührt. Ich bin versucht, darin den Kern von Anatta zu sehen, wie ich (ich Europäer) es auslegen würde. Weiterlesen

Der zweite Teil: 100 Jahre Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus

Vor einigen Monaten las ich zum ersten Mal Ludwig Wittgensteins berühmtes Logisch-Philosophisches Traktat. Da fiel mir auf, dass es 2018 seinen hundertsten Geburtstag feiert. Grund genug für einen Blogeintrag, dachte ich mir. Zugegebenermaßen studierte ich bisher keine weiteren Werke dieses sehr speziellen Philosophen, darf insofern als völliger Laie gelten. Andererseits juckt es mich in den Fingern, gerade deswegen meine noch unschuldigen, von eigenen und fremden Interpretationsversuchen einigermaßen ungetrübten Reaktionen einzufangen.

Wittgenstein behauptete dereinst, mit seinem Büchlein von knapp hundert Seiten alle philosophischen Probleme gelöst zu haben (V). Er bemühte sich dabei, streng logisch (und damit tautologisch) vorzugehen und mit möglichst wenigen Prämissen auszukommen: Die Welt sei „alles, was der Fall ist“ (1) und Wittgensteins Meinung zufolge lasse sich alles „[w]as sich überhaupt sagen lässt… klar sagen“ (V), also ohne die verschlungene Sprache der Metaphysik. Unserem Denken legt Wittgenstein somit die Struktur unserer Sprache zugrunde, was für die an die Sprache gebundene Philosophie ein legitimer Ansatz zu sein scheint. Durchstrukturiert ist auch sein gesamtes Werk, das nicht prosaisch, sondern in Form von durchnummerierten, aufeinander aufbauenden Paragraphen angelegt ist. Weiterlesen