„Psyche ist ausgedehnt, weiß nichts davon“ (Sigmund Freud)

Neues YouTube-Video:

Eine der bemerkenswertesten, aber auch rätselhaftesten Aussagen Sigmund Freuds. Dass sie mit wenig Kontext als Notiz auftauchte, macht es nicht leichter: Was kann es heißen, dass die Psyche „ausgedehnt“ ist? Wie ist es zu verstehen, dass sie „nichts davon weiß“? Eine kleine Spurensuche.

Ergänzung: Bei den Recherchen zu dem Video ist mir ein Blogartikel von Christopher Watkin in die Hände gefallen, in welchem dieser mutmaßt, ob der Nebensatz „weiß nichts davon“ sich nicht auch als erste Person („ich weiß nichts“) statt als dritte Person („sie weiß nichts“, bezogen auf „die Psyche“) lesen ließe. Das ist ein intelligenter Einwand, nichtsdestotrotz deutet der Rest der Notiz darauf hin, dass die dritte Person gemeint ist, da Freud ja Räumlichkeit als „Projektion“ wertet; das Nichtwissen ist hier, wie nicht unüblich in der Psychoanalyse, als Unbewusstes zu verstehen.

Karl Popper und Gilbert Ryle

Auf Youtube gibt’s neue Videos, auf beiden Kanälen: Überlegungen zu Karl R. Poppers Falsifikationismus und eine Buchbesprechung zu Gilbert Ryles Begriff des Geistes. Viel Spaß damit!

Der Körper als Maschine, der Geist als Computer

Im Naturkundemuseum Münster befindet sich derzeit eine Ausstellung zum menschlichen (und sicher auch tierischen) Gehirn. Um diese selbst soll es hier nicht gehen, nur um das zugehörige Werbebanner, auf welchem ein „aufgeklapptes“ und damit comichaft stilisierte Zahnräder entblößendes Gehirn dargestellt ist. Die Botschaft ist unmissverständlich: Das Gehirn ist eine Maschine. „Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl“ – mit dem zugehörigen Bild wird im gleichen Atemzug gesagt: sie sind allesamt nur automatische Funktionen dieses Apparates.

Weiterlesen

Erzählung „Rückkehr und Verschwinden“

cover-text

Samuel stirbt. Doch seine Seele lebt weiter.

Samuel Kravagna, passionierter Bergsteiger, wird von einer Lawine verschüttet. Während sein Leib durch Sauerstoffmangel in den Zustand der Ohnmacht ohne Wiederkehr tritt, löst sich seine Seele fortschreitend von ihm ab, durchbricht autark die Verkrustungen ihrer Traumata, wandelt durchs Fegefeuer und taucht schließlich hinab in die Tiefe ihrer eigenen Mysterien und eigentlichen Ewigkeit.

Weitere Informationen hier. Erwerben lässt sich die Erzählung dort.

Bewusstsein und Gewusstwerden

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. (1. Kor 13, 12)

Das Unbewusste als komplementäres Gegenstück zum Bewusstsein hat schon lange einen festen Platz in unserer Kultur gefunden. Der Begriff „Unterbewusstsein“ kursiert synonym hierfür ebenso, widerspricht sich jedoch selbst, denn wenn sich das Unterbewusstsein gerade dadurch auszeichnen soll, dass mir seine Inhalte nicht bewusst sind, dann sollte es wohl nicht als ein zweites Bewusstsein unterhalb des eigentlichen Bewusstseins gedacht werden, sondern eben als Nicht-Bewusstsein, als Unbewusstsein oder eben Unbewusstes.

Unbewusst kann uns der Ort sein, an welchem wir den Schlüssel abgelegt haben (wenn wir aufgehört haben, darüber nachzudenken, fällt er uns auf magische Weise dann plötzlich ein), das Leid der Tiere, welches ich beim Einkauf verdränge, um mich nicht mit meinem Gewissen herumplagen zu müssen sowie die Einsicht, dass mein schlechter Geschmack bei Frauen auf ein gestörtes Verhältnis zu meiner Mutter zurückzuführen sei. Weiterlesen

Sein und Existenz

Was ist der Unterschied zwischen „Sein“ und „Existenz“? Für mich hatte der Begriff „Sein“ immer eine umfassendere, gleichzeitig schwammigere Bedeutung als der letztere.

Einen Erklärungsansatz bietet, wie so oft, die etymologische Recherche: Das Lateinische existere („entstehen, hervortreten“) setzt sich zusammen aus ex („aus, heraus“) und sistere („anhalten, stellen“).¹ Das Existierende ist folglich das Entstehende, Hervortretende, Herausstellende. Die Existenz ist entsprechend das Entstehen (oder Entstanden-Sein), Hervortreten (oder Hervorgetreten-Sein), Herausstellen (oder Herausgestellt-Sein). Weiterlesen

Erinnerung: Gedanken über Urknall und Urkluft

Einst war das Alter, da Ymir lebte:
Da war nicht Sand nicht See, nicht salz’ge Wellen,
Nicht Erde fand sich noch Überhimmel,
Gähnender Abgrund und Gras nirgend.¹

Der „gähnende Abgrund“ des Weltentstehungsmythos aus der germanischen Edda ist besser bekannt unter dem Namen „Ginnungagap“. Übersetzen lässt er sich auch als „Kluft“, und hierin entspricht er eins zu eins dem „Chaos“ aus der griechischen Mythologie, aus welchem dort die Welt hervorging.

Ich fand es immer faszinierend, dass unsere Vorfahren bereits die Idee eines Nichts, eines Abgrunds, einer Kluft als Ursprung der Welt hatten. Diese Kluft ist nicht der Weltraum, welcher ja oft nicht als Nichts, sondern in Form von konzentrischen Sphären vorgestellt wurde – denn im obigen Zitat heißt es explizit: „Nicht Erde fand sich noch Überhimmel“. Diese Urkluft reicht tiefer als der Himmel. Weiterlesen

Buchveröffentlichung „Welt(t)raum“

Welt(t)raum BuchcoverKürzlich habe ich mein Sachbuch „Welt(t)raum“ über den Print-on-Demand-Dienstleister BoD veröffentlicht. Zeitgleich mit diesem Ereignis geht auch die Website online. Viel Zeit und Energie ist in dieses Projekt geflossen.

Das Buch eignet sich für jeden, der sich für Physik, Kosmologie, Astrophysik, aber auch für philosophische Fragen interessiert, welche diese Thematik aufwirft. Im Fall der Naturwissenschaft, welche auf Beobachtungen aufbaut, betreffen diese stets auch den Beobachter, sprich den Menschen und sein Bewusstsein selbst. Auf diese Weise lässt sich das Buch klar von rein physikalischen populärwissenschaftlichen Werken abgrenzen, die sich auf ihr Fachgebiet beschränken und bestenfalls die alten Griechen zitieren.

Weitere Informationen gibt es hier. Bestellen lässt sich das Buch dort.