„Idealismus“ bedeutet in der Philosophie nicht dasselbe wie in der Alltagssprache. Philosophischer Idealismus ist die Annahme, dass einem wie auch immer gearteten „Geist“, einer „Vernunft“ oder anderweitig „Höherem“ eine wichtige oder gar primäre Stellung in der Wirklichkeit zukommt. In der Alltagssprache ist ein „Idealist“ ein „Gesinnungsethiker“, ein „Realist“ hingegen ein „Verantwortungsethiker“. Beide Idealismen haben zumindest eins gemeinsam: Unter Leuten, die sich mit ihnen beschäftigen, sind sie aktuell zumeist verschrien. Doch ich neige zu der Auffassung, dass nicht nur die Philosophie, sondern jegliche Erkenntnis per se idealistisch ist, dass sie gar nicht anders als idealistisch sein kann.
WeiterlesenArchiv der Kategorie: Theologie & Spiritualität
Wie Stephen Hawking sich die Entstehung der Welt vorstellt
Die moderne Kosmologie wird mithin als Suche nach einer Art „Weltformel“ imaginiert, einer theory of everything. In eine ähnliche Richtung deutet schon der Begriff des „Naturgesetzes“. Doch wie hat man sich das Verhältnis von Welt und Formel, von Natur und Gesetz hier vorzustellen?
WeiterlesenÖkologie und Karma: Rächt sich die Natur am Menschen?
Angesichts der Corona-, aber auch der Klimakrise stellen sich viele Menschen die Frage, ob die Krisen nicht nur kontingente Geschehnisse seien, die sich so ereignen, wie sie es eben tun, sondern vielmehr eine „Quittung“ für unsere Ausbeutung der Natur, eine „Lektion“, die wir nun zu lernen haben, oder Vergleichbares. So titelte der WWF zu Corona, die Natur zeige uns Rot, und der ehemalige niedersächsische Umweltminister meint gar, sie räche sich am Menschen. Grundsätzlich bin ich absolut dafür, in der Natur auch das Symbolische zu sehen, statt sie dem Menschen lediglich als neutrale Materie gegenüberzustellen. Nichtsdestotrotz lässt sich fragen: Hat die Natur wirklich derartige Rachegelüste? Und wenn nicht, was wäre die Alternative? Weiterlesen
Dekonstruktion und Buddhismus
„Anatta“ ist ein zentrales Konzept, über welches der Buddhismus aus den vedischen Lehren des alten Indiens erwuchs und sich von diesen entsprechend abgrenzt. Häufig wird es auf die Aussage reduziert, dass das Ich eine Illusion und zugleich Quell alles Leids beziehungsweise Anhaftens sei. Kombiniert mit Jacques Derridas Philosophie der Dekonstruktion ist hier jedoch ein deutlich erweiterter Blick möglich, der auch unser Verständnis von Logik und Wahrheit berührt. Ich bin versucht, darin den Kern von Anatta zu sehen, wie ich (ich Europäer) es auslegen würde. Weiterlesen
Bewusstsein und Gewusstwerden
Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. (1. Kor 13, 12)
Das Unbewusste als komplementäres Gegenstück zum Bewusstsein hat schon lange einen festen Platz in unserer Kultur gefunden. Der Begriff „Unterbewusstsein“ kursiert synonym hierfür ebenso, widerspricht sich jedoch selbst, denn wenn sich das Unterbewusstsein gerade dadurch auszeichnen soll, dass mir seine Inhalte nicht bewusst sind, dann sollte es wohl nicht als ein zweites Bewusstsein unterhalb des eigentlichen Bewusstseins gedacht werden, sondern eben als Nicht-Bewusstsein, als Unbewusstsein oder eben Unbewusstes.
Unbewusst kann uns der Ort sein, an welchem wir den Schlüssel abgelegt haben (wenn wir aufgehört haben, darüber nachzudenken, fällt er uns auf magische Weise dann plötzlich ein), das Leid der Tiere, welches ich beim Einkauf verdränge, um mich nicht mit meinem Gewissen herumplagen zu müssen sowie die Einsicht, dass mein schlechter Geschmack bei Frauen auf ein gestörtes Verhältnis zu meiner Mutter zurückzuführen sei. Weiterlesen