„Psyche ist ausgedehnt, weiß nichts davon“ (Sigmund Freud)

Neues YouTube-Video:

Eine der bemerkenswertesten, aber auch rätselhaftesten Aussagen Sigmund Freuds. Dass sie mit wenig Kontext als Notiz auftauchte, macht es nicht leichter: Was kann es heißen, dass die Psyche „ausgedehnt“ ist? Wie ist es zu verstehen, dass sie „nichts davon weiß“? Eine kleine Spurensuche.

Ergänzung: Bei den Recherchen zu dem Video ist mir ein Blogartikel von Christopher Watkin in die Hände gefallen, in welchem dieser mutmaßt, ob der Nebensatz „weiß nichts davon“ sich nicht auch als erste Person („ich weiß nichts“) statt als dritte Person („sie weiß nichts“, bezogen auf „die Psyche“) lesen ließe. Das ist ein intelligenter Einwand, nichtsdestotrotz deutet der Rest der Notiz darauf hin, dass die dritte Person gemeint ist, da Freud ja Räumlichkeit als „Projektion“ wertet; das Nichtwissen ist hier, wie nicht unüblich in der Psychoanalyse, als Unbewusstes zu verstehen.

Jenseits von Reduktionismus und Vitalismus

Der „Reduktionismus“ gehört – als Objekt der Abgrenzung, Kritik und Überwindung – zu meinen Lieblingsthemen in der Metaphysik. Reduktionismus hat viele Facetten: Eine davon ist seine Verbreitung in Form von „Nichts als“-Formeln – Leerformeln –, welche in der englischsprachigen Literatur auch als Nothing-buttery bezeichnet wurden: Menschen seien „nichts als“ Ansammlungen von Elementarteilchen, Elementarteilchen seien ihrerseits „nichts als“ Quantenfluktuationen, Willensfreiheit sei „nichts als“ eine Selbsttäuschung des Gehirns etc.

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Der Idealismus der Erkenntnis

„Idealismus“ bedeutet in der Philosophie nicht dasselbe wie in der Alltagssprache. Philosophischer Idealismus ist die Annahme, dass einem wie auch immer gearteten „Geist“, einer „Vernunft“ oder anderweitig „Höherem“ eine wichtige oder gar primäre Stellung in der Wirklichkeit zukommt. In der Alltagssprache ist ein „Idealist“ ein „Gesinnungsethiker“, ein „Realist“ hingegen ein „Verantwortungsethiker“. Beide Idealismen haben zumindest eins gemeinsam: Unter Leuten, die sich mit ihnen beschäftigen, sind sie aktuell zumeist verschrien. Doch ich neige zu der Auffassung, dass nicht nur die Philosophie, sondern jegliche Erkenntnis per se idealistisch ist, dass sie gar nicht anders als idealistisch sein kann.

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„Gleichstellung nach unten“: Die materialistische Ethik als Einebnung der Natur

Dass der Mensch letztlich selbst ein Tier unter vielen sei, wird in zeitgenössischen Debatten um Tierethik gerne hervorgehoben. Man meint damit, das alte Narrativ vom Menschen nicht nur als Krone, sondern als König der Schöpfung, als Herrscher über die Natur zu überwinden. Doch so einfach verhält sich das nicht.

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