Mit Erkenntnistheorie habe ich mich noch nicht viel befasst, aber mir scheint, dass sie sich entweder mit den allgemeinen Gesetzen für deduktive Erkenntnis oder den Prüfungskriterien für induktive Erkenntnis befasst.
Was ist aber mit dem Vorgang des Erkennens selbst, also der Frage, wie ein Forscher ganz konkret und persönlich zu seiner Erkenntnis gelangte? In den wahrhaft großen Fällen scheint es sich hier manchmal um schicksalhafte Ereignisse zu handeln, um spontane Einsichten, die scheinbar wenig mit Erkenntnistheorie und viel mit unbewussten Prozessen zu tun haben. Newton fiel der Legende nach der Apfel auf den Kopf. August Kekulé soll der Einfall mit der Ringstruktur des Benzols gekommen sein, nachdem er vom Ouroboros geträumt hatte, der sich in den Schwanz beißenden Schlange. Auch im Kleinen zeigen sich Lösungen manchmal von selbst, wenn man aufhört, nach ihnen zu suchen. Gibt es Versuche, sich diesen Prozessen philosophisch anzunähern? Gibt es zusätzlich zur bekannten Erkenntnistheorie auch eine umfassendere „Philosophie des Erkennens“?